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Mitten ins Gesicht

Im Elternhaus seiner Eltern angekommen und die Treppen hoch laufend verlässt Steve jede Stufe die er hochläuft die Hoffnung jemanden aus seiner Familie vor zu finden. Die Hoffnung ist noch da, wie ein Lichtfunke in einer Polarnacht. Er ahnt das niemand da ist, doch wie sagt man so schön, Hoffnung stirbt zuletzt.
Er bleibt kurz vor der Eingangstür zu der Wohnung seiner Eltern stehen. Da das Haus von außen komplett Dunkel war, wie alle anderen Häuser ist ihm klar das sein Onkel im EG und seine Cousine im DG nicht da sind, dementsprechend sind vermutlich seine Eltern auch nicht da. Doch wer weiß, vielleicht verstecken sie sich ja vor irgendwas.
Er dreht den Türknauf auf.
"Hallo", ruft er in die dunkle Wohnung. er tritt ein. "Mama, Papa, seid ihr hier? Ich bins". Er drückt die Tür hinte sich zu.
"Ich bins". Betätigt den Lichtschalter im Flur. Der Flur wird beleuchtet. Er macht schrittweise alle Lichter in der Wohnung an. Immer in der Hoffnung jemanden vor zu finden. Doch es ist niemand da um ihn zu begrüßen.
"Was ist das für ne Scheiße hier verdammt", sieht er sich selbst gegen die Wand hauend vor dem Zimmer seines Vaters stehen. Sein Vater hatte Steves Zimmer nach Steves Umzug bezogen. Seine Eltern schliefen seit Jahrzehnten nicht mehr nebeneinander.
Dies war das letzte Zimmer was er noch nicht inspiziert hatte. Seine Hoffnung war gleich Null hier jemanden vor zu finden. Doch er begrüßte den dunklen Raum während er das Licht einschaltete.
"Hallo Papa". "Tati ( von Tata, rumänisch Papa ) wie ich dich mal in meiner Kindheit zu nennen pflegte", denkt Steve sich.
In seinem alten Zimmer angekommen, indem er über ein Jahrzehnt gewohnt hatte, blieb er mitten im Raum stehen.
Er betrachtete den neuen LED Fernseher den sich sein Vater vor kurzem zugelegt hatte. Seine Kopfhörer passten dazu nicht. Also musste sein Vater immer laut aufdrehen, da sein Gehörsinn stark nachgelassen hatte. Dies trieb Steves Mutter regelrecht in den Wahnsinn, da sie noch sehr gut hören konnte.
Steve schaute zum kleinen Tisch am Fenster rüber, sah die ganzen Insulinpens und Nadeln, sowie ein Blutzuckermessgerät. Sein Vater war seit mehr als 20 Jahren Diabetiker und Raucher. Dem Alkohol hatter er auch nie abgesagt. Dementsprechend musste er irgendwann ein Diabetisches Fuß Syndrom entwicklen, was ihm ein Jahr zuvor ein fast Halbjähriges Krankenhausaufenthalt beschert hatte.
Links an der Wand hängen viele Bilder von Steves Großeltern, Steves Eltern, als sie noch Jung waren. Steve schaut mit Tränen in den Augen auf die Bilder, berührt sie, als ob dies seine Eltern zurück bringen würde.
Dann setzt sich Steve weinend auf die Couch vor den Bildern. Er macht die Augen zu, sackt in sich zusammen und weint mehrere Minuten lang vor sich her.
Irgendwann, als er seinen Kopf nochmals umgedreht hat und das Bild seiner Eltern betrachtet, kommt ihm eine Erinnerung aus der tiefsten Kindheit hoch.

Er erinnert sich, eines Abends, da warteten er und seine Mutter mitten in der Nacht darauf das sein Vater endlich heim kommen würde. Er bemerkte obwohl er ein kleiner Junge war das seine Mutter sehr sauer war. Sie lief mehrmals zu dem Eingangstor. Öffnete es, schaute kurz auf die Straße. Lief aufgeregt zurück. Innerlich vor Wut bebend. "Dein Vater ist ein Idiot", bemerkte sie irgendwann an Steve vorbei laufend.
Irgendwann veränderte sich der Gesichtsausdruck der Mutter von wütend in besorgt rein blickend.
"Wo bleibt er bloß", hörte Steve seine Mutter vor sich her sagend.
Spät in der Nacht sah Steve seine Mutter die Tür ihres Hauses öffnen, sie rannte sprichwörtlich durch die Tür. Er merkte das irgendwas passiert sein musste, also folgte er ihr.
Da stand sein Vater am Eingang. Stever erkannte ihn trotz spärlichem Licht auf anhieb, er rannte wie seine Mutter auf ihn zu "PAPA", rief er aufgeregt.
Als er näher kam, bemerkte Steve das etwas nicht stimmte. Obwohl es dunkel war, erkannte er dass das weiße Hemd seines Vaters irgendwie zerissen aussah. So als ob man es an mehreren Stellen aufgeschnitten hatte. Sein Vater schien auch irgendwie nicht ganz er selbst zu sein. Er schien auch nicht ganz aufrecht zu stehen.
"Papa was ist mit dir", fragte Steve aufgeregt. "Alles in Ordnung mein Junge, alles gut, ich hab mich bei der Arbeit leicht verletzt".
Steve bemerkte wie sich seine Mutter nach Fassung rigend die Hände durch die Haare glitten ließ, dann hebte Steves Vater die Arme zur Umarmung aus, als Geste. Steves Mutter fiel in seine Arme, Steve schloß sich dem an, obwohl er nicht wirklich verstehen konnte was vor sich ging.
Er hatte nie wirklich erfahren was in dieser Nacht geschehen war.
Doch erinnerte er sich was sein Vater, vor ein paar Jahren beim Mittagessen mal erzählt hatte.

"Wir gingen damals häufig mit den Bienen die Berge hoch. Wisst ihr, eure Großväter waren nachdem sie in Rente gingen passionierte Imker. Mein Vater bestand immer darauf in die Berge hoch zu fahren. Da würden die Bienen den Besten Waldhonig machen. Da sie viele Bienenstöcke besaßen, beide um die jeweils 40 Bienenstöcke, mussten wir einen LKW mieten. Wir fuhren also die Valea Frumoasei ( das Tal der Schönen ) hoch, immer weiter hoch. Weiter und weiter, bis wir irgendwann nur noch Nadelbäume sahen.







( Quelle: Google )

Kurz vor dem Staudamm den die Kommunisten gebaut hatten hielten wir inne. Wir ließen die beiden alten dort.Auf der Rückfhr fuhren die paar Freunde und ich zurück, es war mittlerweile Nacht geworden.Wir hielten weil ein paar von uns auf Toilette mussten. Wir hielten an einer Gaststätte in einer kleineren Ortschaft am Rande der Berge. Nicht weit von uns versammelten sich mehrere Männer. Sie betrachteten unseren LKW. Das ganze ging ein paar Minuten. Sie wurden mehr und mehr. Dann kamen sie näher. Sie umzingelten uns. Ein paar von ihnen zuckten Messer. Da wussten wir das es jetzt gleich gefährlich wird. Da war auch Titus "Titi", dein Patenonkel dabei Steve. Der war Boxer zu der Zeit. Paar meiner Freunde waren auch sehr schlagkräftig. Doch diese Drecksäcke kamen von allen Seiten. Es waren verdammt viele. Ich hatte mir ihren Anführer gepackt, weil die Hunde die am lautesten bellen, die muss man gleich ausschalten. Doch wir hatten glück mit dem LKW Fahrer. Ein Bär von einem Mann. Der packte sich einfach ne Stange aus seinem LKW und er drosch damit nach links und rechts, ich will nicht wissen wie viele Zähne dieser Mann an dem Abend gebrochen hat.Irgendwann liesen diese Bastarde ab und wir konnten nach hause kommen. Das alles nur weil einer meiner Freunde irgendwann mit einer Frau von denen was hatte, vor Jahren"!
"Von wegen Arbeitsunfall", denkt sich Steve.
Anschließend fällt ihm eines der Stadtfeste ein. Überall gab es kleine Stände, gleich am Stadtpark hinter dem alten Viadukt den die Wehrmacht vor dem zweiten Weltkrieg erbaut hatte. Es wurde überall gegrillt, überall gab es "Mici" zu kaufen. Rumänische "Cevapcici". Geröstete Sonnenblumenkörner, frisch vom Rost, "Kürtöskalacs"- "Baumstritzel" auf rumänisch "Cosonac". Eine Siebenbürgisch Sächsische Ungarische Spezialität". Gegrillter Teig mit Kokos oder Walnuss. Kinder spielten mit "Tiriboanta" eine orientalische Version von Jo-Jos. Es gab Bier an fast jedem Stand, in Transsilvanien trinkt man gerne Bier, deutsches Erbe. Zwar baut fast jeder selbst Wein an, aber Bier ist immer gerne gesehen.
Irgendwann wollte Steves Vater wieder nach Hause laufen, nachdem sie sich ein paar Spezialitäten gegönnt hatten und Steve seine "Tiriboanta" bekam. "Zigeunerkram", nannte Steve Vater es.
Steve lief den weg zu seinem Haus zurück, mit seinem Vater zur linken, seinem Onkel "Dinut" zur rechten. Eines seiner acht Paten. Durch den Rauch der Mici hindurch, schaute Steve zur linken Seite. Da bemerkte er ein paar Männer. Sie hatten schwarze Lederjacken an. Sie prügelten auf einem Mann ein. der Mann sank zu Boden. Sie traten auf ihn ein. Steve schaute hin und wunderte sich. Dann bemerkte er wie sein Vater einen Schritt nach vorne lief, versuchte ihm die Sicht zu versperren. 
"Papa...schau mal".
"Sieh da nicht hin Junge".
"Aber..." Steve lehnte seinen Kopf nach hinten, versuchte an seinem Vater vorbei zu schauen. Er sah wie zwei der Männer den Mann hoch hoben, ihn von beiden Seiten jeweils unter den Armen fest hielten. Der eine, der dritte, der ihr Anführer zu sein schien, nahm kurz anlauf und Schlug dem Mann mit voller wucht ins Gesicht. Steve sah wie Blut aus der Nase des Mannes raus floß. Heftig.
Steves Vater ging ein Schritt zurück. Stellte sich Steve erneut ins Blickfeld. Steve bewegte seinen Kopf nach vorne beim laufen. Er sah wie der Anführer erneut auf den Mann eindrosch, diesmal floß auch Blut aus dem Mund des Mannes. Steve konnte nicht erkennen ob der Mann bei bewusst sein war.
"Papa, die schlagen den. Warum helft ihr dem armen Mann nicht"? Fragte Steve aufgeregt.
"Schweig jetzte endlich, schau verdammt noch mal nach vorne.".
"Aber Papa..."
"Schnauze jetzt"!!!!!
"Steve, würdest du gern mal ein Flugzeug fliegen"? Fragte sein Patenonkel beschwichtigend. Sein Patenonkel hatte in Bukarest Aerodynamik studiert und war Flugzeugingineur.
"Hmmm, ja, weiß nicht", antwortete Steve. Seine Gedanken waren bei dem armen Mann, der mitten ins gesicht geschlagen wurde. Er fühlte nichts als Zorn. Er wünschte er wäre erwachsen, stark, mächtig, dann würde er es diesen Drecksäcken schon zeigen. Er würde zu ihnen hin rennen, sie ebenfalls zu Boden schmeißen und ihre dämlichen Gesichter grün und blau schlagen und ihre dämlichen schwarzen Lederjacken in der Luftzerreisen.

Bei dieser Erinnerung fühlt Steve erneut Wut in sich hochkochen. Zerstörungswut, den Armen und Schwachen helfen.

"Töte ich deswegen Insenkten die dabei sind andere Insekten zu fressen", frägt er sich beiläufig.

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