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Es wird Regen geben

Auf den Spuren von Walhalla wirst du wandern......

Er öffnet langsam die Augen, merkt das er auf der Couch eingeschlafen ist. Sein Kopf schmerzt leicht. Er geht kurz in die Küche, zu seinem kleinen Medizin Schrank in Form einer Schublade. Anfangs war der Inhalt recht bescheiden. Doch nachdem er erfolgreich die Ausbildung zum Altenpfleger gemeistert hat, hat sich auch der Inhalt seines Medizin Schrankes vergrössert.
Er schmeißt sich eine Ibuprofen 800mg rein. Gibt´s natürlich nur auf Rezept, wegen der hohen Dosierung. "Wozu hat man einen guten Hausarzt", denkt er sich und muss dabei schmunzeln.

Dr. Krukovski, der gute alte Tscheche, wie oft hat er Steve schon in der Not geholfen. Krankschreibungen wenn er mal keine Lust zum arbeiten hatte.Oder wenn er seinen Job gekündigt hatte, was so gut wie jedes Jahr vorkam. Oder damals als er Panikattacken und Depressionen hatte, hatte Dr. Krukovski ihm die passenden Medikamente verschrieben damit er schön auf dem Boden bleibt. Allerdings hatten die Tabletten das Gegenteil bewirkt, Steve drehte noch mehr ab. Die Tabletten steigerten seine Ängste nur noch. Außer Tafil, die Benzodiazepine, die sorgten dafür das er tief und fest schlief. Neben ihm hätte eine Bombe explodieren können, er hätte darüber nur müde gelächelt. Allerdings sorgten diese Tabletten dafür das er an heftigen Alpträumen litt.
Er bekam diese Erkrankungen in sehr jungen Jahren. 
Er verdrängt die Gedankengänge, "nicht der richtige Zeitpunkt um über diesen speziellen Teil meiner Vergangenheit nachzudenken". In der Schublade befindet sich ebenfalls Pantoprazol, diese nimmt er auch ein um seine Magenschleimhaut zu schützen, die vermutlich durch den vielen Alkoholgenuss eh angeschlagen ist. Gastritis würden Fachleute dazu sagen. Die Senseo Kaffee Maschine die am Küchentresen liegt fängt an zu brummen als er sie einschaltet. Nach knapp 30s ist seine Kaffee fertig.
Zurück im Wohnzimmer angelangt greift er sich die Zigarettenpackung vom Tisch. "Ups, bloß noch 3 Stück drin". Als er die Balkontür hinter sich zumacht schaut er vom Balkon runter.






"Wo sind bloß all die Menschen hin", frägt er sich. Drüber schlafen hatte nichts gebracht, er sah immer noch keine Menschen. Immerhin, jetzt am Tag war er wegen dem Tageslicht etwas beruhigter.
"Träume ich vielleicht? Hatte ich einen Unfall, liege im Koma und dies ist alles nur ein Traum? Es ist völlig unmöglich das alle Menschen verschwunden sind, dies ist das echte Leben, keine Science Fiction Film." 
Er zündet sich die Zigarette an, zieht ein paar mal dran, schaut dann runter zum Aschenbecher der auf dem Holztisch liegt.



Den Zigarettenberg betrachtend denkt er sich nebenbei "Ich sollte definitiv mal wieder einen Versuch starten mit dem Rauchen aufzuhören". Er zieht nochmals kräftig an der Zigarette.
"Was machst du jetzt? wie wäre es wenn du nochmals versuchst jemanden zu erreichen"?
Er wählt divesere Nummern aus seiner Kontaktliste. Niemand ist zu erreichen.
Da fällt ihm ein er könnte ja mal im Internet die Nachrichten lesen. "Vielleicht ist irgendwas außergewöhnliches passiert, Katastrophenwarnung oder so und ich habe das verschlafen".
Er holt sein Smartphone aus der Tasche, dass er wie die meisten anderen Menschen häufig bei sich trägt und gibt bei Google "News" ein.
Er scrollt sich durch, doch weder vom heutigen Datum, noch vom gestrigen sind irgendwelche neuen Einträge zu sehen.
"Wahnsinn, dass ist doch so abgefahren, glaubt mir doch kein Mensch". Steve zwickt sich kurz in die Wange um sicher zu stellen das er auch wirklich wach ist.
Nach der Zigarette möchte er schnell was Frühstücken, bzw. Mittag essen, da es schon 13 Uhr ist.
Rührei, mit Bacon angebraten, dazu griechischer Salat, Steve holt seine besten Kochkünste aus sich heraus.
Setzt sich auf die Couch und fängt an zu essen. Schaltet den Fernseher nochmals an, zappt sich durch die Kanäle, doch überall ist wieder bloß das monotone Rauschen zu vernehmen.
"Ich drehe noch durch", denkt er sich.
Nachdem er gegessen hat beschließt er ein Bad zu nehmen, sich mal richtig entspannen.
Die Badewanne braucht lange Zeit bis sie voll wird, da sie ziemlich groß ist.
"Das rostige Wasser in der Wanne fand ich schon immer ganz klasse, hatte ich mir nicht 100 mal vorgenommen den Vermieter darauf anzusprechen? Tja, jetzt muss das wohl erst mal warten".
Er setzt sich in das leicht rostige Wasser. "ist bestimmt gut für die Haut".
Das warme Wasser ist wohltuend, er bemerkt wie sich seine ganzen Muskeln lockern, hört seinen ruhigen Atmen, schließt für ein paar Minuten die Augen und versucht an was positives zu denken. Nimmt noch den Dampf im Badezimmer wahr, rutscht langsam nach unten. Seine Füße schlagen an das Badewannenende an.

Hustend wacht Steve auf, "verfickte scheiße, ich bin eingepennt", schnappt bei dem Gedanken tief nach Luft. Bemerkt dass das Wasser schon ziemlich kalt geworden ist.
"Nichts wie raus hier".
Er trocknet sich die Haare mit einem Handtuch ab, anschließend den Körpfer, von oben beginnend nach unten, wie seine Eltern es ihm in der Kindheit beigebracht hatten.
Läuft ins Schlafzimmer rüber, zieht sich schnell Socken an, Boxer Shorts. "Ich muss dringend hier raus". Wählt eine Petrolblaue stretch Jeans. Grünes T-Shirt. Seine neuen weißen Turnschuhe.
Schaut in den Schrank, frägt sich kurz ob er die braune oder schwarze Lederjacke anziehen soll. "Als ob das jemand sehen würde, hahahahaha, du Troll", lacht er über sich selbst.
Um ca. 17 Uhr verlässt er das Haus. Er hatte beschlossen keine Jacke anzuziehen. Schaut sich traurig auf den leeren Straßen um und setzt sich in seinen BMW.




Bevor er die Zündung betätigt tippt er kurz mit den Fingern gegen das Lenkrad. "Schön, jetzt bist du hier, wohin jetzt"?
Er schaut nach oben, die Sonne scheint, aber hinter den Bäumen und den Hausdächern vor ihm erkennt er eine dunkle, beinahe Wolkenfront. "Ach du scheiße, da kommt was auf mich zu.
Er raucht noch kurz eine Zigarette, dann fährt er endlich los.
Zwei Minuten später, er ist nicht weit gekommen, da er sich überall auf den Straßen nach Menschen umgesehen hat fängt es an zu regnen. Kein leichter Regen, starker Platzregen, aus dem schnell Hagel wird. Es blitzt gewaltig, er nimmt nahezu ununterbrochen Blitze in seinen Augenwinkeln wahr. 
Ein Blitz schlägt unweit von ihm entfernt in einem Baum ein.
Das ganze wird ihm zu bunt. Ihm ist bekannt das man bei Gewittern in Autos relativ sicher ist. Doch er möchte einen unterschlupf finden. Er fährt an seinem Fitnessstudio vorbei. Schaut sich auch hier nach Menschen um, als ob das Schicksaal in diesem Moment plötzlich etwas Gnade zeigen würde. Er schaut sich um, Das Gewitter wird richtig bedrohlich. Irgendwie hatte er schon immer Angst vor Tornados.
Er schaut hoch zum Fitnessstudio, während er langsam im Schritttempo vorbei fährt.
"Tatsächlich, die Tür an der Feuertreppe ist offen. Vielleicht finde ich ja da drin Menschen".
Das Auto so nah wie möglich geparkt, verlässt er es fluchtartig. Der kalte Regen lässt ihn sprinten wie einen Weltmeister. In ein paar Sekunden ist er oben angekommen, knallt die Tür instinktiv hinter sich zu. Schnauft kurz durch. Beginnt sich im großen Raum umzuschauen. Doch der ist dunkel, kein Mensch zu sehen.
"Hallo, ist da jemand", erkundigt er sich unsicher. Der klang seiner Stimme wird gespennstisch von den Wänden wiedergegeben. "Mein Name ist Steve, ich trainiere hier, wenn da jemand ist, bitte kommt raus". Wieder das unheimliche hallen seiner Stimme, sonst nichts.
Eine Träne läuft langsam seine Rechte Wange runter. "Das muss ein Alptraum sein, es gibt keine andere Erklärung dafür, warum muss mir so ein Scheiss passieren"?
Er kauert sich vor der Tür zusammen indem er sich langsam runter gleiten lässt. Hält seine Knie zwischen seinen Armen fest. Schaut mit geröteten Augen in den Menschneleeren Raum. Betrachtet die Geräte beiläufig, an denen er schon so oft trainiert hatte.
Plötzlich kracht es laut dicht hinter ihm. Er schnellt hoch, von der Tür weg und läuft zu einem der vielen Fenster, erhascht vorsichtig einen Blick auf die Straße.




Verzweifelt betrachtet er die überflutete Straße. "Wenn das so weiter geht, sitze ich hier fest".
Er läuft rüber zur Beinpresse, setzt sich drauf und hört wie die Hagelkörner gegen das Dach schmettern. Als ob jemand sich dazu entschlossen hätte die Welt zu vernichten.
Falls er jemals sowas wie Zuversicht hatte, dann war sie im Moment in Urlaub.





 

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