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Erkenntniss

Steve wählt die Nummer seines polnischen Kumpels Marek. Er hatte ihn in den 90er Jahren kennen gelernt. Damals war er mit seiner Familie aus Stuttgart Hoffeld nach Stuttgart Fasanenhof gezogen, seine Eltern hatten zusammen mit seinem Onkel und dessen Familie, sowie den Großeltern mütterlicherseits ein Haus im Stuttgarter Stadtteil bezogen.
Steve hatte viel schlechtes über den Stadtteil gehört und sogar seine Eltern davor gewarnt in dem Stadtteil ein Haus zu kaufen. Er hatte gehört das der Stadtteil ein richtiges Problemviertel mit einem sehr schlechten Ruf hatte. Seine Eltern taten dies als Spinnerei ab.
Wie sich mit der Zeit herausstellen sollte handelte es sich tatsächlich um einen sozialen Brennpunkt.
Steve besuchte das Gymnasium in Stuttgart Degerloch als er nach Fasanenhof zog. Ein paar Jahre später fand er sich mit einem kleinen Zwischenstop auf der Realschule auf der Hauptschule wieder.
Zugegeben, dies hatte mehrere Gründe. Steve hielt nichts vom lernen, er bevorzugte es sich draußen mit Freunden zu treffen. Eine Kette mehrerer Ereignissen über Jahre hinweg hatte zu diesem Absturz geführt.
Das letzte Glied in dieser Kette war der Umzug nach Stuttgart Fasanenhof. Sein gleichaltriger Cousin Helmut ( Ja, alle Siebenbürger Sachsen tragen altdeutsche Namen, liegt daran das sie in der Fremde über Jahrhunderte hinweg teilweise isoliert lebten ) ging in Fasanenhof zur Schule, eine Hauptschule. Er war aus Schwäbisch Hall nach Stuttgart gezogen. Auf der neuen Schule konnte Helmut erste Kontakte knüpfen.
Eines Tages stellte er ihm seine Freunde von der Schule vor. Sie traffen sich nach der Schule immer an einem Ort Namens "Körbe", einem Basketballplatz umgeben von Grünfläche, Sträuchern und Bäumen.
Steve gab jedem der Anwesenden die Hand. Es handelte sich dabei um Jugendliche aus verschiedensten Ländern, Pakistan, Kroatien, Italien, Kosovo, Türkei, Russland sowie Deutschland.
Beim Basketball spielen kann man als Jugendlicher schnell Kontakte knüpfen.
Er begann täglich mit Helmut zu den Körben zu gehen, lernte immer neue Jugendliche kennen.
Durch Oliver, einem netten Deutschen der ursprünglich aus NRW nach Stuttgart gezogen war lernte eines Tages Marek kennen, der ebenfalls neu in dem Stadtteil war.

Steve wartet das Marek ans Telefon geht. Es klingelt, 5s, 10s, 15s, 20s, 25s. Nichts tut sich, Marek hebt nicht ab. Argwöhnisch betrachtet er sein Huawei P20. Schließt den Anruf mit der touch Funktion.
Schaut kurz in die Wohnung umher, dann beschliesst er Oliver anzurufen. Wählt dessen Namen aus der Kontaktliste aus, betätigt den Anruf und wartet.
Er würde Oliver gerne fragen ob ihm auch aufgefallen sei wie Menschenleer es heute ist. Er wartet, gleiches passiert wie beim Anruf zuvor. Oliver geht nicht ran. Diesmal lässt er es gut und gerne 40s klingeln. Leicht beunruhigt legt er auf.
"Enjoy the silence" fällt ihm der Titel eines alten Songs von Depeche Mode ein. "Etwas too much silence for my Gusto" denkt sich Steve.
Er holt sich ein weiteres Bier aus dem Kühlschrank, nimmt einen kräftigen Schluck. Er beschließt seine Eltern anzurufen, die immer noch in Fasanenhof leben.
Er wählt die Hausnummer aus der Kontaktliste aus. Um diese Zeit müsste seine Mutter die Betriebswirtin ist und lange in der Arbeit ist schon daheim sein. Ansonsten definitiv sein Vater. Dieser würde länger brauchen bis er ans Telefon ran gehen kann. Da er Diabetiker ist und unter dem Diabetischen Fuß Syndrom leidet. 2018 wurde ihm der Vorfuß operativ entfernt. Seitdem läuft er mit Krücken, Bewegung ist nur eingeschränkt möglich.
Es klingelt, nichts passiert. Er probiert es eine Minute lang. Verängstigt legt er auf.
"Verdammt, was ist hier los", frägt er sich.ER kippt sich das Bier auf ex rein. Merkt wie es ihm leicht schwindelig wird.
Er torkelt langsam zur Balkontür, öffnet sie, geht raus, Atmet die frische Luft nach dem Regen ein. Mittlerweile ist es Dunkel draußen.
Er sieht die Lichter der Straßenlampen brennen. Hier und im nächsten Stadtteil. Drüben am Flughafen. Doch irgendwas stimmt hier nicht. Er hat zur Kenntniss genommen das keine Menschen zu sehen sind, keine Autos fahren. Doch es ist nicht das.
"In keinem Haus ist Licht zu sehen". Er reibt sich verzweifelt das Kinn mit der Handfläche. Versucht klar zu denken. Betrunken keine leichte Aufgabe.
"Es kann nicht sein das nirgends ein Licht brennt, es ist theoretisch nicht möglich das alle jetzt im Urlaub sind, zur selben Zeit? Bullshit, völlig unmöglich, hier stimmt was nicht, ist doch klar oder"???
Er betrachtet die leere Bierflasche in der Hand. Geht aufgeregt in die Wohnung zurück.
Denkt kurz nach. Beschließt die Rollläden ganz runter zu lassen. "Ich sollte auch die Wohnung abschließen, nur so aus reiner Vorsicht".
Da er nicht nüchtern ist hält sich seine Angst in Grenzen, er wird noch ein paar Bier trinken, sich dann schlafen legen.
"Morgen werde ich der Sache auf dem Grund gehen. Ich kann jetzt nicht Autofahren. Vielleicht ist morgen auch alles wieder in Ordnung, vielleicht hab ich jetzt nach all den Jahren ohne Drogen eine Art backflash, wer weiß schon, wird alles wieder gut" versucht er sich positiv einzustimmen.

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