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Auf der Suche

Steve sitzt nun wieder in seinem BMW. Drückt die Zündung. Schaut auf den Benzintank. Er ist halb voll. Der BMW hat zwar 218 PS, ist aber dank Dieseltechnologie relativ sparsam. 450km Reichweite wird angezeigt. Er mustert die Anzeige skeptisch.
"Mal angenommen die Tankstellen sind alle zu, über einen längeren Zeitraum hinweg. Für wie lange könnte ich das Auto nutzen. Klar, ich könnte zu einer Tankstelle gehen und mich einfach an der Zapfsäule bedienen. Doch gehen die Zapfsäulen einfach so, oder müssen sie zuerst vom Tankwart mit einem Knopf, oder einer Taste am Computer freigeschaltet werden"?
So genau weiß das Steve nicht, er musste sich mit solchen Gedanken noch nie zuvor in seinem Leben befassen. Allerdings tippt er darauf das die Zapfsäulen erst mal freigeschaltet werden müssen.
"Doch wie mache ich das? Ist der Computer hochgefahren, müsste ich erst mal ein Passwort eingeben, was ziemlich schwierig zu knacken wird, um es nicht unmöglich zu nennen da ich kein Hacker bin".
Wage erinnert er sich daran in einem Film mal gesehen zu haben das jemand einen Schlauch in einen Autotank einführt, das andere Ende des Schlauches in den Mund führt und daran saugt bis Benzin am anderen Ende raus fließt. "Klaro, Gesetze der Physik, du Physik Ass".
In Wirklichkeit war Steve in der Schule eine ziemlich große Null in Mathematik und Physik.
Er macht sich auf den Weg zu dem Haus seiner Eltern.
Mittlerweile ist es dunkel draußen, der Sturm hatte sich gelegt, die Straßen naß, die Lichter der Straßenlampen auf den nassen Asphalt reflektierend.
Die Welt durch die sich Steve bewegt sieht tot aus. Die leuchtenden Straßenlampen wirken wie die überreste einer kürzlich untergegangenen Zivilisation. Er bleibt vor einer roten Ampel stehen und schaut auf ein dunkles Feld, welches durch das überschüssige Wasser im Mondscheinlicht glänzt. Er schaut kurz zur anderen Seite und wartet darauf das die Ampel grün wird.
"Du Idiot", denkt er sich und fährt einfach los.
Er biegt auf die B 27 ab. Die Bundesstraße führt vom Bodensee bis Stuttgart und darüber hinaus soweit er weiß.
Gespenstisch wirkt sie, so völlig verlassen. Hier, wo täglich mehere Staus stattfinden, wo Autofahrer sich von der einen Spur in die andere drängeln, wo der Hintermann über die Drängler mit gehobenen Händen über das Lenkrad flucht, wo man sich die Lichthupe gibt und genervt resignierend darauf wartet das es endlich weiter geht, in der unendlichen Autokolonne. Hier fährt Steve nun, einsam und verlassen, betrachtet die Straßenlampen die auf den Hügeln links von ihm in den Stuttgarter Vororten in der Stille vor sich her leuchten.
Der geistige Zustand von Steve wird immer bedrohlicher und beklemmender. Er hat schon seit einer ganzen Weile mit niemandem mehr gesprochen. Es wird ihm bewusst wie wichtig soziale Kontake für Menschen sind. Nichts für ungut, es mag in Ordnung sein Konversationen mit sich selbst im eigenen Geiste zu führen, doch für Steve wird es langsam unerträglich. Er fängt an ein Lied vor sich her zu summen.
Nach gut 10 Minuten Autofahrt, passiert er die Brücken am Echterdinger Ei, eine Schnittstelle zwischen zwei Verkehrsadern. Nun sieht er die Hochhäuser von Stuttgart Fasanenhof und Stuttgart Möhrigen. Hier wo er aufgewachsen ist, das Stadtteil das er gleichzeitig schon immer liebte und hasste.
Langsam fährt er den Hügel hoch. Schaut sich im Vorbeifahren die Silhouetten des Fasan 1 an. Dem ersten Hochhaus das in den 60er Jahren in dem neu geplanten Stuttgarter Stadtteil gebaut wurde. Dieses Land gehörte ursprünglich zur Gemeinde Leinfelden- Echterdingen. Wurde aber von Stuttgart gekauft und als Baufläche für ein neues Stadtteil genutzt.
Steve fährt durch den leeren Kreisverkehr. Schaut sich um, in der Dunkelheit. Fährt weiter an dunklen Gebäuden vorbei.
Passiert das Fasan 2, dass zweite Hochhaus im Stadtteil. Dann das "Salute". Ein Hochhaus das zu Ehren von italienischen Gastarbeitern ebenfalls in den 60er Jahren gebaut wurde.
"Keine Menschenseele hier verdammt", denkt sich Steve traurig. Er fährt weiter, wohl wissend dass das Haus seiner Eltern bald in Sichtweite ist.
Dann sieht er es, dunkel, was sonst.
Unbemerkt hängt sein Kinn leicht herab, herrschte vorhin noch etwas wie leise Hoffnung in ihm, so war diese nun beinahe verschwunden.
Er drückt aufs Gas, fährt schnell zum Haus seiner Eltern vor, parkt sein Auto mit quietschenden Reifen. Bremst hart und zieht die Handbremse brutal an, springt aus dem Auto ohne es abzuschliessen. Rennt die 7 Treppenstufen hoch, biegt nach rechts ab, an der Hecke vorbei, springt mit einem Satz die 4 Treppen vor der Eingangstür hoch, zieht schnell den Schlüsselbund aus der Tasche, sucht den passenden Schlüssel aus und atmet tief durch. Bleibt kurz stehen um sich zu sortieren, Angst und Hoffnung erfüllen ihn gleichermaßen. Dann schiebt er den Schlüssel ins Schlüsselloch, macht die Eingangstür auf, schaltet den Lichtschalter an und begibt sich ins Haus.

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